Entlang des Herzstücks der historischen Seidenstraße
In Kirgistan überwindet die historische Seidenstraße mühevoll hohe Gebirge und weite Täler, bevor sie die heißen Ebenen Usbekistans durchquert. Dort entwickelten sich entlang dieser einst bedeutendsten Handelsroute der Welt grandiose Zentren, deren Relikte auch heute noch Staunen bei den vielen Besuchern hervorrufen.
Deutsche Geschichte in Kirgistan
Wegen ihres Glaubens wurden sie immer mehr drangsaliert, die Mennoniten aus dem Norden Deutschlands. Katharina die Große machte sich diesen Umstand zunutze und warb viele von ihnen für das Zarenreich an. 1879 hatte man sie dann mit dem Versprechen, keinen Wehrdienst für den Zaren leisten zu müssen, von der Wolga und der Schwarzmeerküste ins annektierte Turkestan umgesiedelt. Es wurde ihnen Land im fruchtbaren Talas-Tal südwestlich von Bischkek zugewiesen, doch schon bald es gab dort zu wenig nutzbare Flächen für all die Neuankömmlinge. 1927 wurde den immer mehr gewordenen Landlosen deshalb am Fuß des Tianshan-Gebirges Land zugeteilt. Die Großfamilien Hamm und Janzen gründeten dort schließlich das Dorf Bergtal.
Sie errichteten 41 Erdwohnungen aus Lehmziegeln mit Strohdächern, und es entwickelte sich rasch eine funktionierende Dorfgemeinschaft. 1936 forderten die Sowjets die Umbenennung in Rotfront. Bis 1938 wurden die Kinder in deutscher Sprache unterrichtet, doch dann wurde dies verboten und es musste fortan in Russisch unterrichtet werden.
Während des Zweiten Weltkriegs erlitten die Bergtaler dasselbe Schicksal, das allen ethnisch Deutschen in der Sowjetunion zuteilwurde. Verschleppt wurden sie nicht, sie lebten schon in einer Region, wohin andere deportiert wurden, aber in der Zwangsarbeit kamen mehr als ein Drittel der eingezogenen Männer ums Leben.
Nach dem Krieg erholten sich das Leben der Einwohner und die Wirtschaft des Dorfes nur langsam. Erst in den 1960er und 1970er Jahren kam etwas Aufschwung. Da die Mehrheit der Einwohner noch Verwandte in Deutschland hatte, bestand seit den 1980er-Jahren die Möglichkeit, einen Antrag zur Aussiedlung nach Deutschland zu stellen, was mehr als die Hälfte der Bewohner wahrnahmen, da durch den Zusammenbruch der landwirtschaftlichen Kolchosen nach 1991 viele ihre Arbeitsplätze verloren. Die nächste Auswanderungswelle gab es 2010, wieder wanderte etwa die Hälfte der noch Verbliebenen nach Deutschland aus.
Heute leben nur noch etwa 150 Deutschstämmige im Dorf. Allerdings ist Rotfront/Bergtal eines der wenigen Dörfer in Zentralasien, in dem noch eine nennenswerte geschlossene deutsche Minderheit lebt. Fast alle haben Verwandte in Deutschland, besuchen sich gegenseitig und besitzen die Bewilligung zur Ausreise nach Deutschland.
Wir treffen uns mit dem inzwischen pensionierten Lehrer, der hier nach seiner Dienstzeit geblieben ist. Und wir lernen einige ehemalige Bergtaler kennen, die zurzeit auf Besuch hier sind und auf den Spuren ihrer Kindheit wandeln. So erfahren wir viel Spannendes aus der Vergangenheit. Lebendige Geschichte …
Kirgistan
Die Natur keines anderen Landes erinnerte uns in all den Jahren unterwegs so sehr an unsere alpine Heimat. Wahrscheinlich ist dies auch ein Grund, warum wir uns hier so wohl fühlen. Die Bergwelt lädt zu tollen Wanderungen ein, gerade jetzt im Spätsommer und Herbst begeistern die Kontraste und Farbenspiele.
Sonnendurchflutete, bunte Herbstwälder, noch grüne Almwiesen unter mit erstem Schnee bedeckten Flanken, sprudelnde Bäche, gespeist von vergletscherten Eisriesen. Glasklare Seen in grandioser Umgebung locken nach anstrengenden Bergtouren zum Bad.
Die Menschen, eindeutig geprägt von mongolisch-chinesischer Physiognomie, wirken meist ein wenig verschlossen, wortkarg. Es dauert, bis ihnen ein Lachen entkommt, sie bleiben eher auf Distanz. Doch sie sind immer freundlich, nie aufdringlich, und sie versuchen nie, uns beim Einkauf zu übervorteilen. Leider haben sie, ebenso wie ihre Nachbarn, es noch nicht verstanden, dass es der falsche Weg ist, die eigene, so wunderschöne Natur großflächig in eine Müllhalde zu verwandeln.
Kirgistan als staatliche Einheit ist ja erst von den Sowjets geschaffen worden, daher ist die Gesellschaft noch sehr dem Clandenken verhaftet. Doch im Gegensatz zu den Diktaturen der Nachbarschaft gedeiht hier ein zartes Pflänzchen der Demokratie, von den Nachbarn argwöhnisch beobachtet, damit ja kein Funke freiheitlichen Denkens auf die mit harter Hand geführten Diktaturen überspringt. Da die von den Russen festgelegten Grenzen beim Zerfall der Sowjetunion einfach beibehalten wurden, sind so sehr viele, meist unsinnige Grenzverläufe und Enklaven entstanden, die auch heute noch immer wieder zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen Kirgisen, Usbeken und Tadschiken führen.
Für uns waren die fast zwei Monate in Kirgisistan wieder eine tolle Zeit, freies Campen ist überall völlig gefahrlos und unbehelligt möglich. Ein Land zum Genießen also …
Samarkand und Buchara – Glanzvolle Städte einst mächtiger Reiche
Samarkand, die mit seinerzeit bis zu einer halben Million Menschen weitaus bevölkerungsreichste Stadt der damaligen Zeit, glänzt auch heute noch durch Meisterwerke islamischer Kunst und Kultur. Schon als Alexander der Große 329 v.Chr. hier vor den Toren stand, war die Stadt von überregionaler Bedeutung. Ab dem 1. Jahrhundert, als die Seidenstraße sie zum Handelszentrum machte, wurde sie immer wieder zerstört und wieder aufgebaut, bis ihr schließlich Dschingis Khan im Jahre 1220 den Rest gab. Erst als Timur Leng 1369 Samarkand zu seiner Hauptstadt machte, erhob sie sich zur Metropole der damaligen Epoche. Er beauftragte die besten Künstler, Baumeister und Wissenschaftler seiner Zeit, und im Laufe der folgenden beiden Jahrhunderte entstand unter ihm und seinen Nachfolgern die prächtigste Stadt Zentralasiens, in dessen Zentrum die Medresen Ulugh Beg, Tilla-Kari und Sher-Dor den Registan-Platz zum berühmtesten Ensemble islamischer Baukunst gestalten. Aber auch weitere, großartige Bauwerke wie die Bibi-Khanum-Moschee und das Gur-e-Amir-Mausoleum, in dem Timur Lengs Sarkophag steht und seine Söhne und Enkel sowie sein wichtigster Lehrer und einige Minister bestattet sind, prägen das historische Stadtbild.
Das in einer großen Oase der Kysylkum-Wüste gelegene Buchara war einst ein wichtiger Knotenpunkt der Seidenstraße. In den ersten nachchristlichen Jahrhunderten wurde Buchara reich und bedeutend, da die Seidenstraße die Stadt mit China, Indien und Rom verband. Die Stadt erlebte so zwei Blütezeiten: im 9. Und 10. Jahrhundert unter den Samanidenherrschern, sowie im 16. Jahrhundert, als die heute noch zu bewundernden Moscheen und Medresen, darunter vor allem die Mir-i-Arab-Medrese, und auch die charakteristischen Marktkuppelbauten entstanden. Das Wahrzeichen Bucharas, das 46 Meter hohe Kalon-Minarett und das Mausoleum des Ismael Samani überstanden als einzige historische Gebäude den Mongolensturm unter Dschingis Khan von 1220.
Timur Leng …
… genannt Tamerlan, der Lahme, lebte von 1336 bis 1405. Er stammte aus einer turkomongolischen Dynastie und eiferte seinem großen Vorbild Dschingis Khan nach. Mit seinen grausamen Reiterkriegern unterwarf er schließlich alles zwischen dem Ganges in Indien und dem östlichen Mittelmeer. Dieses gewaltige Reich versuchte er mit roher Gewalt zu beherrschen, allerdings fehlte ihm dabei die politische Klugheit seines großen Vorbilds. Seine Nachfolger konnten das Großreich deswegen nicht lange beherrschen und so zerfiel es schon bald nach seinem gewaltsamen Tode in viele Einzelteile und wurde letztlich eine leichte Beute nachfolgender Dynastien.
Usbekistan
Es sind ganz klar die überragenden Zeugnisse historischer Zeiten, die einen Besuch Usbekistans rechtfertigen. Samarkand und Buchara, die beiden Rivalinnen im Zentrum der alten Seidenstraße, Khiva und Shahrisabz, alte Residenzen grausamer Despoten und Kriegsherren, locken mit verschwenderischer Pracht. Sassaniden und Mongolen, Perser und Usbeken verewigten sich in beeindruckender Architektur, immer wieder zerstört, erneut aufgebaut und heute detailgenau restauriert.
Landschaftlich zeigt sich Usbekistan eher belanglos, vor allem gegenüber seinen gebirgigen Nachbarn. Endlos erscheinende Wüsten und Steppen, viele Monokulturen, wie Baumwolle und Getreide, schaffen wenig Attraktives.
Die Usbeken selbst wirken weitaus selbstbewusster als ihre Nachbarn, sind eindeutig einen Schritt weiter in wirtschaftlicher Hinsicht. Die Märkte sind farbenprächtiger und meistens besser bestückt, die angebotenen Waren spottbillig. Die Kontrolle der Gesellschaft ist jedoch allgegenwärtig, niemand hat den Mut, sich kritisch über die Verschwendungssucht der Mächtigen auszulassen, denn im Grunde geht es ihnen ja nicht schlecht. Und das mit der Meinungsfreiheit und den Menschenrechten ist ja auch nicht wirklich Teil ihrer Tradition, so dass sie mit den Restriktionen gut leben können.
So beschränkt sich das Reisen in Usbekistan überwiegend auf die historischen Zentren, in denen wir immer unbehelligt im Schatten der Geschichte parken und übernachten durften. Das Fahren über Land dagegen ist meist ziemlich nervig, denn das Straßennetz ist überwiegend in einem grottenschlechten Zustand und fordert Mensch und Material aufs Äußerste. Womit sich bei jedem Schlagloch die Frage aufdrängt, wohin denn die ganzen Gold- und Gasmilliarden entschwunden sind…
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Liebe Grüße an Euch alle,
Conny & Tommy